2017-2019
Originaltext: Pressestelle Jülich vom 02.09.2019
Begegnungsstätte Berliner Mauer in Jülich / Teile der Berliner Mauer dank Unternehmer für Jülich e.V. dauerhaft platziert
Bei strahlendem Sonnenschein wurden in dieser Woche die am Rathaus platzierten Teile der Berliner Mauer als gestaltete Begegnungsstätte offiziell eingeweiht.
Sie haben bereits viele Jahre am Schlossplatz gestanden, bevor sie am Neuen Rathaus einen endgültigen Platz gefunden haben: die drei von Heinz August Schüssler erworbenen und der Stadt Jülich übergebenen Originalteile der Berliner Mauer. Der Verein „Unternehmer für Jülich e.V.“ hat nun für eine optische Aufwertung, die Anbringung einer Infotafel, die Pflasterung des Umfeldes und Aufstellung von Sitzblöcken gesorgt, so dass es zu einer Begegnungsstätte geworden ist, an der man sich mit einem wichtigen Teil der deutschen Geschichte befassen kann.
„Ich bin dankbar, dass es so tolle Unterstützer gibt, die Geschichte anfassbar machen“, so Bürgermeister Axel Fuchs. Die Geschichte um die Berliner Mauer und die Teilung Deutschlands „lässt sich nicht einfach wegwischen und wir müssen uns erinnern, was Menschen sich gegenseitig antun können“.
Die Platzierung neben dem Neuen Rathaus, an der Hauptverkehrsstraße und in der Nähe einer von vielen jungen Menschen frequentierten Bushaltestelle sei ideal, weil so ausreichend Aufmerksamkeit erweckt werde auch bei Menschen, die die Zeit der Berliner Mauer nicht erlebt haben.
Auch Roland Meyer vom Verein „Unternehmer für Jülich e.V.“ zeigte sich beeindruckt von der Bedeutung der Mauer und betonte die Wichtigkeit, solche Zeitzeugnisse entsprechend zu präsentieren. Bei der Gestaltung habe man Unterstützung der Stiftung Berliner Mauer erhalten und die Jülicher Begegnungsstätte sei in Anlehnung an den erhaltenen Mauerstreifen in Berlin-Bernau gestaltet worden. „Wir haben das gerne gemacht für Jülich“, so Meyer auch zum anwesenden Heinz August Schüssler, der mit dem Erwerb der Mauerteile die Grundsteine für dieses Zeugnis der Zeitgeschichte mitten in Jülich gesorgt hatte.
Bürgermeister A. Fuchs (4.v.r.), H. A. Schüssler (2.v.l.) und Mitglieder des Vereins „Unternehmer für Jülich e.V.“ bei der Übergabe der neu gestalteten Begegnungsstätte rund um die Berliner Mauerteile am Neuen Rathaus.
Foto: Stadt Jülich/G. Stein
Herzog Magazin vom 09.03.2021 / Dorothée Schenk
Bemalte und auffällig gestaltete Teile der Berliner Mauer wurden in alle Welt verkauft, um die Kosten für ihren Abbruch zu refinanzieren. Ein Teilstück steht in Jülich an der Großen Rurstraße in Sichtweite des Ratssaals des Rathauses. Der Unternehmer Heinz-August Schüssler hatte es 1989 als Erinnerung an die Teilung Deutschlands, das Unrechtsregime und Verantwortung für eine gemeinsame demokratische Zukunft erworben.
Mit dem Tieflader ließ der Jülicher Bauunternehmer das tonnenschwere steinerne Dokument nach Jülich bringen, wo es erst einmal sicher auf privatem Boden sicher verwahrt wurde, ehe es zum Tag der Deutschen Einheit 2009 seine erste öffentliche Aufstellung fand: Auf dem Schlossplatz. Drei Segmente an der Ecke Kölnstraße/Schlossstraße sollten an den Mauerfall am 9. November vor 20 Jahren erinnern. Wie in der örtlichen Presse nachzulesen ist, war es erst einmal aus „Auftstellungsexperiment“ gedacht. Geschrieben hat Volker Uerlings wörtlich: „Auf Nachfrage teilte der Jülicher Beigeordnete Martin Schulz mit, dass es sich um ein ,Geschenk auf Zeit‘ eines Jülicher Bauunternehmens handelt, das in ein paar Wochen wieder verschwindet. Es sei denn, die Bürger finden Gefallen und wollen das Symbol des Kalten Krieges behalten.“
2010 schenkte der engagierte Jülicher und Ehrenringträger das Monument der Stadt Jülich.
Weniger für Auseinandersetzung mit der inhaltlichen Komponente der Teilung und Wiedervereinigung sorgte dieses Zeugnis deutscher Geschichte auf Jülicher Boden, denn für Diskussion um den Aufstellungsort: Von 2010 an beschäftigten sich die Ausschüsse nach diversen Anträgen mit der „Berliner Mauer“. Im November 2010 waren es die Junge Union und Seniorenunion, die einen besserem Standort und die Anbringung einer Hinweistafel forderten: „Das Teilstück der Berliner Mauer ist ein eindrucksvolles Zeugnis der deutschen Geschichte und sollte im Stadtbild besser zur Geltung kommen,“ schrieben Wolfgang Gunia und Marco Johnen. Ein halbes Jahr dauerte es, bis entschieden wurde, dass ein neuer Standort festgelegt werden sollte, „sobald das Konzept für die Gestaltung des Schlossplatzes vorliegt“. Auch ein Stück Geschichte.
Der Ausschuss für Kultur, Integration und Soziales diskutierte in seiner Septembersitzung 2011 verschiedene Aufstellungsorte: den Brückenkopf-Park, um das Mauerteilstück für Schüler und Schulklassen sichtbarer zu machen. Die damalige Parkchefin Dorothee Esser lehnte das mangels inhaltlicher Anbindung ab. Eine Aufstellung im Verlauf der ehemaligen B1 wurde wegen des historischen Kontextes vorgeschlagen. Zur Diskussion standen der Neusser Platz, Ecke Neusser Str./Römerstraße, die ehemalige Trinkhalle Schwanenteich und der Platz neben der Hofeinfahrt des Neuen Rathauses, die am Jahrestag der Zerstörung Jülich 2011 nach der Gedenkfeier bei einer Ortsbesichtigung mit Vertretern der Fraktionen in Augenschein genommen wurden.
Es sollte noch vier Jahre und einige Ausschusssitzungen dauern, bis das Mauersegment in Abstimmung mit dem Stifter Heinz-August Schüssler seinen heutigen Aufstellungsort am Fuße der Eleonorenbastion erreichte.
Im Jahr 30 des Mauerfalls bekam schließlich auf Initiative des Vereins „Unternehmer für Jülich“ das Jülicher Zeitzeugnis einen würdigen Rahmen: Nach Vorbild der Gedenkstätte am Grenzübergang Bernauer Straße in Berlin wurde der Ort gestaltet. Die Mauer, die Betonblöcke, die als Sitzgelegenheiten dienen, das Hinweisschild auf metallenen Fuß mit metallener Platte ist in dieser Gestaltung nachempfunden.
Bei der kleinen Einweihungsfeier betonte Bürgermeister Axel Fuchs die Bedeutung des Mauerstücks für Jülich, als Erinnerung „was wir uns als Menschen angetan haben“. Menschen hätten die Mauer überwinden wollen und wären bei dem Versuch zu Tode gekommen. Das müsse man sich bewusst machen. Die Sitzgelegenheiten böten die Möglichkeit, mit Blick auf die Mauer und einfach nachzudenken.